Donnerstag, 25. Oktober 2007
'Arisierung' jüdischen Eigentums in Wuppertal'


Die Verdrängung der Juden aus der Wirtschaft nach 1933 war Teil der 'Judenpolitik' im 'Dritten Reich'. Diese Strategie wurde von den Nationalsozialisten euphemistisch als 'Arisierung' bezeichnet und betraf etwa 100.000 jüdische Unternehmen, die es 1933 in Deutschland gab. Bereits im Frühjahr 1938 existierten davon nur noch 30 - 40%, obwohl erst nach der Pogromnacht im November 1938 die gesetzlich erzwungene Übertragung jüdischer Unternehmen an so genannte 'Arier' oder an das Deutsche Reich einsetzte. Dieser Prozess der ökonomischen Existenzvernichtung der Juden soll im Rahmen eines Forschungsprojektes auf lokalhistorischer Ebene in Wuppertal sozialwissenschaftlich erforscht und analysiert werden. Denn Wuppertal gehörte zu dieser Zeit zu den führenden Textilindustriestädten Deutschlands und war zugleich eines der damals bedeutendsten jüdischen Handelszentren - neben Berlin, Frankfurt und Leipzig. 1933 gehörten ca. 3000 Juden den jüdischen Gemeinden Wuppertals an. Wegen der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen emigrierten ca. 2000 Wuppertaler Juden ins Ausland - häufig erst nach der 'Arisierung' ihres Eigentums, ihrer Unternehmen oder ihrer Geschäfte; ca. 900 Wuppertaler Juden wurden in den Jahren 1941/42 von den Nazis deportiert und (meist) ermordet.

Das Forschungsprojekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt wird, befasst sich vor allem mit der Enteignung jüdischer Unternehmen; sowohl im Rahmen der so genannten 'freiwilligen Arisierung', die zumeist aus wirtschaftlicher Not heraus geschah, als auch infolge der so genannten 'Zwangsarisierung', die im November 1938 einsetzte. Durchgeführt wird eine historisch-soziologische Untersuchung über den Beginn, den Verlauf und die Folgen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ausgrenzung jüdischer Gewerbetreibender und Unternehmer. Dabei soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, wie sich der Prozess der Ausgrenzung jüdischer Unternehmen bis hin zur abschließenden 'Arisierung' auf die Juden selbst auswirkte, welche Institutionen der Stadt, der Wirtschaft und der NSDAP sich in welcher Weise an der 'Arisierung' beteiligt haben, wer die Nutznießer der 'Arisierungsmaßnahmen' waren und inwieweit auch die allgemeine Bevölkerung an der 'Arisierung' mitgewirkt hat.

Eine parallel zum 'Arisierungs-Projekt' durchgeführte Dokumentation über alle Juden aus Wuppertal und Umgebung während des 'Dritten Reiches' bietet darüber hinaus vor allem die Möglichkeit, auch nach dem persönlichen Schicksal der von der 'Arisierung' ihrer Unternehmen betroffenen Juden zu fragen (vor allem Emigration, Flucht, Deportation und Ermordung).

Als Haupt-Informationsquellen der Untersuchung dienen vor allem die Reichsadressbücher, die sogenannten 'Wiedergutmachungsakten' im Stadtarchiv Wuppertal, die 'Rückerstattungsakten' im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und die Akten der Industrie- und Handelskammer Wuppertal im Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv Köln.

Laufzeit: seit 2002 unter Mitarbeit von Kerstin Kaiser (M.A.) und Klaus Zieres (SHK)


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