Donnerstag, 25. Oktober 2007
Jüdische Bürger in Wuppertal und Umgebung zur Zeit des Nationalsozialismus"
Obwohl die jüdische Gemeinde in Wuppertal und Umgebung um 1933 mehr als 3000 Mitglieder hatte, von denen schätzungsweise 1000 in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden, gibt es hier - im Gegensatz zu anderen Städten - noch kein Gedenkbuch zur Erinnerung an diese jüdischen Bürger und Bürgerinnen.
In der ersten Phase des Projektes ist daher seit 1997 eine sehr umfangreiche Erhebung (insgesamt ca. 5.800 Datensätze) zu allen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt worden, die zur Zeit des Nationalsozialismus in Wuppertal und Umgebung geboren wurden oder gewohnt haben (ca. 4.900); außerdem ca. 270 nichtjüdische Ehepartner und ca. 460 jüdische, später meist liquidierte und arisierte jüdische Unternehmen. Als Basis dieser Erhebung sind vielfältige historische Quellen ausgewertet worden, wie z.B. das "Gedenkbuch der BRD", das 'Friedhofsbuch' der jüdischen Kultusgemeinde, das so genannte 'Boykottheft der NSDAP' Wuppertal, Berufs- und Abgabenlisten der Nazis, Gestapoakten, Deportationslisten, Adress-Bücher, Geburts- und Sterbe-Register und vor allem umfangreiche 'Wiedergutmachungsakten' aus der Nachkriegszeit; aus dem Internet: "Central Database of shoa Victims' Names" von Yad Vashem, Israel. Außerdem Informationen aus bereits vorliegenden lokalen Publikationen und z. Zt. laufenden Forschungsprojekten u.a. über die 'Arisierung' jüdischen Eigentums in Wuppertal' . Alle aus diesen Quellen erhobenen Daten (vor allem Vor- und Familiennamen, Geburts- und Todesdaten, Geburts- und Todesorte, Familienbeziehungen, Schul- und Berufsausbildung, Wohn- und Geschäftsadressen, Berufe, Geschäfte und Unternehmen, sowie Informationen über Verfolgung, Ermordung, Flucht und Emigration) werden - einschließlich der jeweiligen Fundstellen - elektronisch gespeichert und bilden inzwischen bereits ein profundes Datenreservoir für weitere sozialwissenschaftliche und historische Forschungen.
Auf der Basis dieser Dokumentation werden in einer zweiten Phase des Projektes 'strukturelle Analysen' zur jüdischen Bevölkerung in Wuppertal und Umgebung zur Zeit des 'Dritten Reiches' durchgeführt; außerdem möglich: Einzelrecherchen zur Erstellung eines Gedenkbuches für ehemalige Wuppertaler jüdischen Glaubens, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden, und: Basisinformationen zur Verlegung von sogenannten 'Stolpersteinen' (Initiator: Gunter Demnig) vor den ehemaligen Wohn- oder Geschäftshäusern der Juden in Wuppertal
Zu den 'strukturellen Analysen' gehören Informationen über:
- Verteilung der Juden innerhalb der Stadt Wuppertal (nach Stadtvierteln und Straßen)
- Verteilung jüdischer Schüler auf die Schulen der Stadt Wuppertal
- Mischehen' und die Verurteilungen wegen so genannter Rassenschande
- Emigration, Flucht und Asyl (Anzahl der Personen nach Jahr, Anfangs- und Endstationen der Flucht)
- Opfer der sogenannten 'Polenaktion' am 28. Oktober 1938
- Heranziehung Wuppertaler Juden zur 'Zwangsarbeit' (in Unternehmen und Lagern)
- 'Judenhäuser' in der Stadt Wuppertal (Zahl, Ort und Belegung)
- Freitod und Selbstmord (vor der bereits geplanten Deportation)
- Versuche Wuppertaler Juden, in Deutschland oder im Ausland - meist illegal - unterzutauchen
- Rettung jüdischer Kinder aus Wuppertal durch 'Kindertransporte'
- Boykott und die Arisierung jüdischer Unternehmen in Wuppertal (u.a. auf der Hofaue)
- Deportation und Ermordung der Juden (differenziert nach Zeitpunkt, Deportationsort, Alter und Geschlecht der Deportierten)
- Alters- und Berufsstruktur der jüdischen Bevölkerung Wuppertals
Laufzeit: seit 1997 unter Mitarbeit von Studentische und ehrenamtliche Hilfskräften: Dirk Lindner, Gabriele Mahnert, Hiltrud Metzmacher, Christian Schlabschi, Klaus Zieres u.v.a.